Kann man ein Smart Home mit KNX selbst planen? Wir haben es gemacht und hier erfahrt ihr, wie wir vorgegangen sind. Vielleicht hat der eine oder andere Lust und will es selbst versuchen. Ihr könnt damit Geld sparen – braucht aber wesentlich mehr Zeit und werdet dabei auch Fehler machen.
Inhaltsübersicht
Warum haben wir unser Haus mit KNX selbst geplant?
Als erstes haben wir ein KNX-Testbrett gebaut Damit wollten wir herausfinden, ob wir in der Lage sind, das alles selbst zu programmieren. Nachdem wir damit erfolgreich waren, ging es also an die Planung für unser Smart Home.
Es war unser Plan, dass wir einen Elektriker suchen, der uns alles installiert und wir dann selbst die Programmierung übernehmen. Damit konnten wir einiges an Kosten sparen. Es heißt allerdings auch, dass wir uns tief in die Materie einarbeiten mussten und auch den einen oder anderen Fehler gemacht haben. Das muss jedem bewusst sein, der hier selbst Hand anlegt.
Der Einstieg zur Planung
Aller Einstieg ist bekanntlich schwer. Ist dies das erste Smart Home, dann müsst ihr eine Menge Wissen aufbauen.
Buch-Tipp für KNX-Einsteiger
Im Internet gibt es eine Menge Beiträge und Foren, wo man viel über KNX lesen kann. Wir haben uns direkt für das Buch „Heimautomation mit KNX, DALI, 1-Wire und Co.“ von Stefan Heinle entschieden.
Das Buch gilt als das Standardwerk für den Einstieg in KNX. Für den Aufbau unseres KNX Testbretts war das wirklich super. Wir haben uns das Buch als eBook gekauft. 1.200 Seiten passen einfach besser in einen E-Book-Reader.
Es gibt auch einige Kurse, welche euch das Wissen gut vermitteln können. Das empfehlen wir euch unbedingt.
Ansonsten braucht ihr als erstes die Grundrisse von eurem Haus, die ihr mit eurem Planer oder Architekten entwickelt habt. Wir haben dann in diesen Plänen mal eingezeichnet, was wir so alles haben wollen. Also wo sollen Lampen hin, wo sollen Steckdosen hin und wo gibt es ein elektrisches Rollo.
Das hat uns geholfen, erst mal einen Überblick zu bekommen. Dann ging es weiter ins Detail.
KNX selbst planen: Das Raumbuch
Mit dieser ersten Idee im Grundbuch haben wir ein Raumbuch erstellt. In einem Raumbuch wird möglichst vollständig beschrieben, welche Aktion in jedem einzelnem Raum möglich sein soll. Aus diesen Aktionen ergeben sich die Anforderungen an die Technik.
Dieses Raumbuch haben wir mit einer Excel-Datei erstellt. Folgende Dinge werden zum Beispiel darin abgebildet:
- Wo befindet sich was? Die Lokalisation
- Was soll in jedem Raum geschehen? Arbeiten an der Küchenarbeitsplatte, fernsehen im Wohnzimmer etc.
- Was soll automatisch geschehen? Licht bei Dunkelheit? Beschattung, Heizung etc.
- Welche Szenen braucht ihr? Szenen sind im KNX spannende Instrumente.
- Wie viele Rollos fahren elektrisch?
- Soll ein Bewegungs- oder Präsenzmelder installiert werden
- Steuerung der Heizung / Fußbodenheizung
- Visualisierung – wird eine umfangreiche Visualisierung benötigt? Steuerung über das Smartphone?
- Wird Fernzugriff benötigt?
- Werden Fensterkontakte gewünscht?
Das Ergebnis ist eine Liste mit der genauen Art und Anzahl der Gewerke: Licht, Rollos, Heizung, Türklingel, Einbruchmelder, Wetterstation etc.
Priorisierung – was kann auch später umgesetzt werden
Eine Priorisierung im Raumbuch ist nicht unwichtig, wenn ihr finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen könnt. Wenn ihr das Raumbuch nach und nach mit der Technik befüllt und dann die Preise prüft, dann kann man erst mal nach hinten umfahren. Wir haben dann geschaut, was wir wirklich brauchen und was eventuell später nachgerüstet werden soll. Dabei muss die Planung für das KNX natürlich so ausgelegt werden, dass diese Anpassungen noch möglich sind. Wo keine Bus-Leitung liegt, kann später kein Sensor oder Aktor direkt angeschlossen werden.
Wir haben zum Beispiel auf eine Visualisierung verzichtet. Die Möglichkeiten reichen hier von einer günstigen Lösung zum selbst aufsetzen bis hin zu einem komplexen Homeserver.
Verteilerplanung – was brauchen wir für das KNX
Die Planung eines Verteilers für euer Smart Home ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Wer sich damit nicht auskennt, der sollte das lieber nicht selbst erledigen. Wir hatten das große Glück, hier Unterstützung aus der Familie zu bekommen. Da hatten wir jemanden, der sich mit der Elektroplanung von Gebäuden beschäftigt und damit voll in der Materie steckte.
Dieses Glück habe nicht viele, das wissen wir. Daher solltet ihr den Verteiler für euer KNX Smart Home gemeinsam mit eurem Elektriker planen.
Auf der Suche nach dem richtigen Elektriker für euer Smart Home
Bei der Planung für euer Haus mit KNX solltet ihr frühzeitig die Suche nach einem Elektriker suchen. Zum einen sind die Auftragsbücher aktuell stets gut gefüllt. Zum anderen macht da auch nicht jeder Elektriker mit. Einige wollen das KNX auch programmieren, weil sie das entsprechende Personal haben und natürlich damit gutes Geld verdienen wollen. Andere bevorzugen ein anderes Smart Home System wie Loxone.
Es braucht also einen Elektriker, der sich darauf einlässt, dass ihr die KNX Komponenten plant und er dann alles für euch anschließt. Einige Elektriker erlauben, dass ihr dabei auch Leitungen selbst legt und Leerrohre zieht. Damit könntet ihr noch mal ein wenig sparen.
Nachdem alles installiert ist, könnt ihr anschließend mit der Programmierung starten. Doch das ist in einem extra Beitrag mal ein Thema.
Planung der richtigen KNX-Komponenten
Die Auswahl der richtigen KNX-Komponenten müsst ihr schon während der Planung erledigen. Die verschiedenen Aktoren, Taster und Sensoren haben unterschiedliche Parameter und Programme.
Bei den Aktoren für den Schaltschrank geht es dann oft auch darum zu wissen, über wie viele Kanäle diese verfügen und wie viele Teilungseinheiten sie im Schaltschrank benötigen. Nur damit lässt sich der Schaltschrank planen.
Die Frage nach den richtigen KNX-Komponenten ist also eine eigene Frage und würde auch den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Dafür werden wir mal einen eigenen Beitrag veröffentlichen.
Hilfe bei der Planung
Bei der Planung für euer Smart Home mit KNX könnt ihr euch auch schnell verrennen. Die Verlockungen der Technik sind groß. Werden zu viele Komponenten eingebaut, dann könnte sehr schnell Komplexität und damit auch der Preis steigen.
Lasst euch also bei der Planung Zeit. Wenn ihr jemanden kennt, der ein Haus mit KNX hat, dann sprecht auch mit ihm. Sonst geht ihr zum Teil von falschen Annahmen aus. Das haben wir auch gemerkt. Bei einigen Dingen geht man davon aus, dass das schon so passen würde. Am Ende passte es nicht. Das betrifft zB den Bewegungsmelder in der Einfahrt.
Neben Büchern gibt es auch Online Kurse, die euch beim Einstieg in die KNX-Welt helfen. Dort wird auch auf die Planung eingegangen.
Was uns damals sehr geholfen hat, war ein KNX Testbrett, was wir gebaut haben. Damit konnten wir einige Komponenten testen und uns mit den Möglichkeiten vertraut machen. Danach bewerten man einige Sensoren oder Aktoren anders, denn bei KNX führen manchmal viele Wege nach Rom. Die Frage ist nur, welcher Weg der schönste und effektivste Weg ist.
3 Antworten
Gibt es Erfahrungsberichte von euch zu KNX? Bin noch skeptisch, ob sich die Mühe wirklich lohnt und möchte mir vorher noch ein paar Erfahrungsberichte aus erster Hand holen
Liebe Grüße
Flo
Ja, wenn wir mal dazu kommen, dann schreiben wir die Reihe weiter. Aktuell passiert wieder so viel. Freut uns, dass das Thema KNX euch so interessiert.
Bei meiner Recherche bin ich gerade auf diesen Beitrag gestoßen. Die Erwähnung des Buches meines Mannes freut mich natürlich sehr. Darin ist alles nieder geschrieben, was wir während unserer Bauphase gelernt haben. Unsere Pläne waren zum Teil noch Fresszettel auf die alle Korrekturen im Bau eingetragen wurden, die fast auseinander fielen 😉 Ich für meinen Teil kann nur sagen. Das Leben in einem KNX Smart Home macht wirklich Spaß und ist ein Genuss. Die Mühe lohnt auf jeden Fall. Dieser Artikel ist sehr technisch behaftet. Was auch richtig ist. Aber der wirklich Spaß fängt an, wenn man die Auswahl an Tastern trifft, die Zutrittskontrolle in KNX integriert, sieht was mit Audio alles geht und sich eine schöne Visualisierung sucht. Und wer es sich nicht ganz alleine zutraut kann sich ja auch Unterstützung holen. Das fehlt mir in dem Kapitel „Hilfe bei der Planung“: Man kann bspw. komplett selber planen und dann in einem Beratungsgespräch einen Integrator drüber schauen lassen. Mein Mann zumindest macht das. Das gibt dann – bevor es los geht noch ein bisschen mehr Sicherheit und man erhält noch ein paar wertvolle Tipps. Die Kosten für solch ein Beratungsgespräch gehen – meines Erachtens – im Rauschen unter und können zudem Kosten sparen. Auch bei der Auswahl an Komponten – sei es die im Schaltschrank oder die sichtbaren an der Wand – gibt es immer Hilfe die nicht das Budget sprengen müssen. Im Gegenteil. Ich möchte damit sagen: wer auch immer sich für den KNX Bau entscheidet ist nicht allein. Es steht eine motivierte, einsatzbereite KNX Gemeinde hinter jedem einzelnen. KNX soll vor dem privaten Bauherren nicht Stopp machen, sondern ganz selbstverständlich eingesetzt werden. Daher wünsche ich allen viel Spaß die sich für KNX entscheiden.